Die BOSF arbeitet bereits seit 2005/2006 intensiv mit der Bevölkerung des Mawas Schutzgebietes zusammen und beschäftigt dafür lokal MitarbeiterInnen (village facilitator). Sie beobachten auch den Verlauf des Mikrokreditprojektes, das von BOS Schweiz getragen wird. Notwendige Anpassungen sind so schnell möglich.
Das „BOS Mawas Mikrokreditprojekt“ startete im Februar 2011 in Timpah. Die teilnehmenden Gruppen wurden gebildet bzw. identifiziert, die Zusammenarbeit mit der Kreditgenossenschaft (CU) Betang Asi aufgegleist, sowie Businesspläne mit den Gruppen und Statuten für die finanziellen Einlagen und die Kreditvergabe erarbeitet. Erste Trainings der Gruppen durch die CU begannen im Juni 2011.
Als weiterer Standort wurde später bewusst das Dorf Batampang ausgewählt. Die Ausgangsbedingungen der beiden Dörfer unterscheiden sich. Gleichzeitig ähneln Timpah und Batampang aber auch anderen Dorfgemeinschaften im Programmgebiet, in denen vergleichbare Projekte zukünftig implementiert werden könnten. An beiden Standorten ist das durchschnittliche Tageseinkommen der Haushalte äusserst gering. Die Menschen haben aufgrund der abgeschiedenen Lage der Dörfer kaum Möglichkeiten, ihre Einkommenssituation ohne Unterstützung von aussen bzw. ohne Schädigung des Mawas-Schutzgebietes zu verbessern. Da beide Dorfgemeinschaften am Rande des Schutzgebietes leben, sollen tragfähige Alternativen zur langfristigen Einkommensverbesserung etabliert werden.
Timpah liegt - mit seinen 2’016 Dorfbewohnern (Stand 2008) - im Westen des Mawas-Gebiets, umgeben von trockenem Flachland. In Batampang im östlichen Barito Gebiet leben 1’558 Einwohner (Stand 2008) in einem von Überschwemmungen bedrohten Feuchtgebiet. Die in Kalimantan beheimateten Ethnien werden als Dayak zusammengefasst. Batampang wird von Manyang Dayak bewohnt, die vor allem von Rattananbau, Fischfang und Fischzucht leben. Weitere Erwerbsquellen sind der Verkauf von Lebensmitteln, die Bearbeitung von Holz, oder die Geflügelzucht. Mit Mikrokrediten unterstützen wir in Batampang vier Frauen- und Männergruppen mit insgesamt 11 Mitgliedern.
Die in Timpah ansässigen Raju Dayak ernähren sich in erster Linie von der Gummiproduktion. Weitere Einnahmen werden aus der Fisch- und Schweinezucht, der Rattanproduktion, aus kleinen Kiosken, Copy Shops, dem Verkauf von Kleidern oder dem Essenverkauf an Schulkinder generiert. In Timpah unterstützen wir drei Frauengruppen mit 26 Mitgliedern. Die Bildung getrenntgeschlechtlicher Gruppen stärkt die Frauen in ihrem Selbstbewusstsein. Sie kooperieren intensiver untereinander, teilen ihr Wissen, sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und verbessern ihre Position auf Grund der Einnahmen, die sie generieren - innerhalb ihrer Familien aber auch gegenüber der Lokalregierung.
Beispielprojekt: Fischfang und Fischzucht in Batampang
Das Dorf Batampang und das umliegende Gebiet werden jedes Jahr für etwa drei Monate vollständig überschwemmt. Die Häuser sind deshalb entweder auf Pfählen oder auf Flossen gebaut. Die Dorfbewohner legen im Vorfeld der Überschwemmungen kleine Fischteiche (beje) an, in denen beim Rückgang des Wassers Fische verbleiben, die frisch oder getrocknet an Zwischenhändler verkauft werden. Aufgrund des variierenden Fischpreises halten die Fischer einen Teil ihres Fangs lebend in im Wasser liegenden Holzbehältnissen (caramba) vorrätig, um ihn bei steigenden Preisen zu verkaufen. Die Fangmenge pro Tag und Haushalt liegt in der Trockenzeit bei rund 10 kg und während der Überschwemmungen bei 40 bis 50 kg.
Derzeit bestehen vier sogenannte farmer groups in Batampang – je zwei Frauen- und Männergruppen. Eine grössere Anzahl an DorfbewohnerInnen hat Interesse, ebenfalls an diesem Projekt teilzunehmen.
Eine der Männergruppen nutzt ihren Mikrokredit, um die Guramizucht als mögliche Einnahmequelle zu testen. Guramis ernähren sich von Plankton und wiegen ausgewachsen bis zu 4 kg. Hundert Gurami sollen aus Zuchten in Palangka Raya erworben und anschliessend in den caramba der Fischer gezüchtet werden. Auch der Bau von einem grossen Fischerboot zum Abtransport der Ware erscheint sinnvoll. Zwischenhändler können so umgangen und der Fisch direkt zu einem höheren Preis verkauft werden. Andere Kreditnehmerinnen planen die Anschaffung von besserem Gerät zum Fischfang, die Eröffnung eines kleinen Suppen-Lokals oder den Verkauf von traditionellem Kuchen.
In Batampang kooperieren wir mit einer lokalen Kreditgenossenschaft (der CU Sumber rejeki). Neben einem einmaligen, nach Austritt zurückzuzahlenden Beitrag, leistet jedes Mitglied monatlich einen festen Beitrag. Mitgliedschaften bestehen ausschliesslich individuell. Die Gruppen entscheiden aber über den Gesamtbetrag der Einlagen und stimmen intern ab, wer welchen Anteil je nach individueller Einkommenssituation einzahlt. Eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Krediten ist die Erarbeitung von Businessplänen. Die Rückzahlung der verzinsten Kredite erfolgt in Form eines fixen Betrags (innerhalb einer festgelegten Frist) sowie monatlichen Rückzahlungen (gemäss des individuellen Einkommens). Die Kontrolle des Systems obliegt primär der CU und sekundär den Gruppenmitgliedern. Neben anderen Erfolgskriterien ist für die CU die Verbesserung der Einkommenssituation von zentraler Bedeutung.